Freihand Quilten - die ersten Schritte

Mal so von Anfänger zu Anfänger...

Freihand Quilten oder auf englisch Free Motion Quilting ist eine der Disziplinen um die ich mich schon lange drücke. Ich habs immer mal versucht, aber bin nie so richtig warm damit geworden. Für meinen Log Cabin Quilt aber wollte ich unbedingt ein schönes Quiltmuster haben um dem Quilt noch mehr Struktur zu geben. Also hieß es Bücher lesen, das Internet durchstöbern und ausprobieren. Wie ich mich so durchgebissen habe und was ich dabei gelernt habe, habe ich hier zusammengefasst, für alle die, die sich auch noch nicht so richtig ans FMQ heranwagen.

Im Video zeige ich euch nochmal live an meinem Log Cabin Quilt vorgegangen bin. Ich habe mich hier für ein Feder-Muster je Block entschieden und später dann den Rand mit Schlaufenlinien verziert.

Mein Fazit und eigentlich das aller Wichtigste was ich gelernt habe: Keep it simple! 

Wenn man sich Profi-Videos anschaut, dann sieht das alles immer so flüssig und einfach aus. Aber es kann ganz schön anstrengend sein, Alles im Überblick und unter Kontrolle zu haben. Daher macht es euch einfach, konzentriert euch darauf, erstmal den Stoff gut durchzubekommen und steigert dann Stück für Stück den Anspruch. Egal wie einfach ein Quiltmuster ist, es ist immer schöner, als wenn nicht gequiltet wurde. Und es fühlt sich auch immer besser an. Man kann also gar nichts falsch oder schlecht machen. 

 

Also einfach Machen und Spaß haben! Happy Quilting!

Meine Tipps fürs Freihand Quilten nochmal ausführlich

1. Das Quiltsandwich richtig vorbereiten

Was vor allem bedeutet die drei Lagen aus Rückenstoff, Vlies und Top richtig festzustecken. Also geht sicher, dass jede Lage für sich ordentlich glatt gestrichen ist und keine Falten wirft, bevor ihr die nächste Schicht drauf legt. Und dann braucht ihr viele, und mit "viele" meine ich EWIG VIELE, Nadeln. Ich selbst bevorzuge Sicherheitsnadeln, die haut man sich nicht immer in die Hand beim Nähen. 

Die Sicherheitsnadeln werden in kleinen Abständen, empfohlen wird sogar ein Abstand von 3 Inch, angebracht. Beim Quilten heißt das zwar, öfter Stoppen und Nadeln entfernen, aber dafür bleiben die Stoffe wo sie hingehören und es bilden sich keine hässlichen Stoffüberlappungen.

Zusätzlich muss man nicht unbedingt von der Mitte aus anfangen, sondern kann an einer x-beliebigen Stelle beginnen. Durch die viiiiieeeeeleeeen Nadeln verzieht sich nix.

2. Auf ein umgängliches Format bringen

Gerade wenn man keine Langarm Nähmaschine besitzt, wird es schnell sehr mühselig und nervend, einen großen Quilt durchzuschieben.
Manche empfehlen, den Quilt aufzurollen, andere empfehlen ihn zusammenzudrücken und zuschieben beim Quilten. Ich persönlich habe bessere Erfahrung mit dem Aufrollen gemacht. Ich besetzte eine normale Computernähmaschine mit Standard-Freiarm. Aber am Besten ausprobieren.

Solltet ihr lieber Aufrollen, empfehlen ich die Rollen auch nochmal zu fixieren, damit sie sich nicht von alleine lösen können und beim Quilten stören. 

Wenn der ausgewählte Quiltteil fertig ist, dann wird zum nächsten Teil gewandert, und der Quilt entsprechend neu aufgerollt. So arbeitet man sich dann durch den gesamten Quilt.

3. Sauberkeit muss sein! Nähmaschine reinigen ist Pflicht :o(

Meine Maschine hat am Anfang super genäht, aber irgendwann fing es dann an, dass sie den Unterfaden gefressen hat. Also irgendwie den Faden vertüddelt hat, mit dem Oberfaden. Und am Ende hatte sich dann der Quilt so fest verhakt, dass ich ihn nur mit Mühe und Not befreien konnte. Nicht schön. Mal abgesehen von Nadel und Faden (dazu komme ich im nächsten Punkt) ist es wichtig, dass keine Flusen und Fadenreste in der Maschine und unterhalb der Stichplatte umher schwirren. Ich habe dann mal die Stichplatte abgeschraubt, übrigens das erste Mal (zähneknirsch), und es ist der Wahnsinn was sich da ansammelt. Mittlerweile mache ich das ständig um Fadenreste etc. zu reinigen. 

4. Nadel und Faden nicht vergessen 

Wenn man sich im Internet über Freihand Quilten informiert, steht fast überall "Lernen Sie Ihre Nähmaschine richtig kennen". Jaja, schon klar. Sonst würde man ja gar nicht vorwärts kommen, oder? Aber es steckt doch viel mehr dahinter. Vor allem was die Kombination von Nadel und Faden angeht, auch in Abhängigkeit vom Material. Z.B. habe ich festgestellt, dass ich meinen Buntstifte Quilt, mit Thermolam gefüttert, besser mit einer Universalnadel Stärke 80 oder 90 nähe, anstatt mit der Quiltnadel. Diese sind mir nämlich ständig abgebrochen, weil sich der Oberfaden in der Fadenspannung der Maschine festgehakt hatte. Da wurde die Spannung zu hoch. Tja, ich kenne mich damit nicht wirklich aus, also mit Fadenspannung, weil das bei mir alles automatisch geht. Aber wenn es mal nicht so rund laufen will, probiert neben einem anderen Qualitätsgarn ruhig auch mal unterschiedliche Nadeln aus. Üblicherweise hat man Quiltnadeln Stärke 70, 80 oder 90, oder aber die Universalnadeln.

Bzgl. Garn: Ich habe bis jetzt Gütermann Allesnäher zum Quilten verwendet und fange jetzt an, mit Aurifil 50wt zu experimentieren. Ich berichte dann.

5. Perspektive ändern

Ich habe meine Nähmaschine einfach mal mit der Stirnseite zu mir gedreht. Das hatte den Vorteil, dass ich rechts und links ordentlich Platz habe. Nach oben hin, wo dann die Nähmaschine ist, habe ich meinen aufgerollten Quilt, der eh keinen Platz benötigt. Man muss sich dran gewöhnen, dass die Bedienelemente alle nicht mehr frontal zu sehen sind, aber dafür kann man den Quilt frei bewegen. (s. Video)

6. Der Quilt sollte nicht über den Tischrand hängen

...denn das macht ihn sehr schwer und erhöht die Trägheit beim Schieben. Ich falte bzw. rolle den Quilt so auf, dass er nicht über die Tischkante hängt. Wenn ihr einen großen Tisch habt, nutzt diesen. Esstisch, oder ähnliches. Manchmal schiebe ich auch Stühle mit den Lehnen an die Tischkanten, so dass der Quilt gar nicht erst drüber hängen kann.

Sobald ihr merkt, dass es schwieriger wird, den Quilt zu bewegen, dann stimmt was nicht. Bei mir waren es üblicherweise 1. der Quilt hängt irgendwo fest, 2. ich war zu faul neu aufzurollen und hatte keinen Platz mehr zum Schieben, 3. der Unterfaden hat sich verheddert oder er war einfach leer :o)

6. Pedal vs. Start/Stopp-Taste

Eigentlich arbeite ich nur mit der Start/ Stopp Taste. Fürs Quilten habe ich wieder das Pedal aktiviert, weil ich einfach eine Sache weniger mit den Händen machen muss. Gerade am Anfang ist das angenehmer. Aber auch hier einfach ausprobieren, was euch besser gefällt.

7. Muss es gleich ein Meisterwerk sein? Die Frage nach dem Quiltmuster

Tja, also ich muss ja immer gleich Vollgas geben. Aber mittlerweile habe ich mir meine Welt etwas einfacher gestaltet. Ich empfehle folgende Vorgehensweise: Fangt mit einem Muster an, z.B. Mäander.  Das sind Schlangenlinien, die sich aber nie kreuzen. Die Technik ist simpel. Sobald man sich wohl fühlt, einfach mal mit Variationen anfangen. Z.B. Schleifen, Echo-Linien oder Kreise, etc. Und immer nur soweit, wie man sich wohl fühlt. 

Damit bin ich jetzt doch am Besten gefahren. Und Angst, dass der Quilt langweilig aussieht braucht man nicht zu haben. Hauptsache gequiltet. Ist wirklich so.

8. Los gehts - Schieben und Nähen gleich schnell?

Das erste Mal selbst den Stoff durch zu schieben und das Nahtbild zu gestalten, ist ganz schön spannend. Man muss erstmal ein Gefühl für die Stoffmasse bekommen, die Geschwindigkeit der Nadel auf die Geschwindigkeit der eigenen Hände abstimmen und dabei das Muster nicht aus den Augen verlieren. Meine Erfahrung ist hierbei - keine Angst vor Geschwindigkeit. Tatsächlich fiel es mir am Anfang leichter, den Stoff flüssig unter der Nadel zu manövrieren, wenn ich Vollgas gegeben habe. Wenn nämlich die Nadel langsam läuft und man den Stoff zu schnell durchschiebt, dann werden die Stiche sehr lang und abgehakt - sieht nicht so schön aus und hält auch nicht so gut. Umgekehrt, werden die Stiche zu klein und eng. Das hält dann zwar super, aber sieht auch nicht hübsch aus. 

Mittlerweile habe ich ein paar Quilts mehr Freihand gequiltet und komme auch ganz gut mit langsamer Nähgeschwindigkeit klar. Hier heißt es einfach wirklich ÜBEN. Wenn ich mit der Technik vertaut bin, fällt es mir einfach leichter, mit der Geschwindigkeit zu arbeiten, um schwierige Stellen oder neue Variationen zu meistern.

9. Erst loslassen, wenn die Nadel fest versenkt ist!

IMMER erst die Nadel versenken und dann den Quilt loslassen!!!! Klingt logisch, aber ihr werdet euch wundern wie oft man den Stoff doch vorher loslässt. Und wenn dann Zug auf dem Quilt ist (immerhin hat der ja auch Gewicht, wenn er an allen Seiten überhängt), dann zieht der ganz schnell mal weg und man hat einen Haken in der Naht. Nicht tragisch, aber ärgerlich.

10. Naht unterbrechen oder durchnähen?

Ganz klar, die Profis nähen durch. Das sieht besser und flüssiger aus und man verhindert Schwachstellen, wo sich die Quiltnaht z.B. beim Waschen lösen könnte. 

Für mich ist das einfach wieder eine Übungssache. Beim Log Cabin Quilt (s. Video unten) habe ich jedesmal unterbrochen und bin mit dem Quilt an die Stelle zurück, wo ich weitermachen wollte. Das ist wieder ein Stresspunkt weniger am Anfang. Und je geübter man wird, desto leichter fällt es, immer größere Teile des Quilts ohne Unterbrechung zu quilten.